Für einen Tag setzen sie eine Krone auf, bringen Gottes Segen in die Häuser und sammeln Geld für einen guten Zweck: Die Sternsinger sind die weltweit größte Hilfsaktion von Kindern für Kinder.
Sara (15) ist schon seit sieben Jahren dabei. "Das macht einfach Spaß, zu den Leuten zu kommen und zu merken, wie sie sich über unseren Besuch freuen", sagt sie. Jakob (6) macht zum ersten Mal mit. "Mit dem Geld, das wir sammeln, können wir einem Kind das Leben retten. Echt!", betont er. Sara und Jakob aus Osnabrück sind zwei von rund 500.000 Kindern, die rund um den Dreikönigstag am 6. Januar als "Sternsinger" in Stadt und Land unterwegs sind.
Verkleidet als "Heilige Drei Könige" gehen sie von Haus zu Haus, um den Segen Gottes für das neue Jahr zu bringen und Geld für Kinder in Not zu sammeln. "20 + C + M + B + 13" schreiben sie dabei an die Türen: "Christus mansionem benedicat - Christus segne dieses Haus". Dass dabei für die fleißigen Könige jede Menge Süßigkeiten abfallen, ist ein angenehmer Nebeneffekt. "Die Leute schenken uns so viel Süßes, dass wir davon noch einen Teil an ein Kinderheim in Osnabrück abgeben", erzählt Miriam (11).
Christus segne dieses Haus.
Für wen das Geld ist, das wissen die Kinder ganz genau. Denn jedes Jahr geben das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BdKJ) als gemeinsame Träger der Aktion kindgerecht aufgearbeitetes Material heraus, durch das die Kinder erfahren, wo das Geld bleibt. "Wir haben immer im Dezember ein Vorbereitungstreffen, wo wir einen Film zeigen und den Kindern das Beispielland näher bringen", sagt Marion Gerdes, die als Pastoralreferentin in der Osnabrücker St. Elisabeth-Gemeinde für die Aktion zuständig ist. "Ich bin jedes Mal erstaunt, wie ruhig sie bei dem Film sind und wie beeindruckt von der Situation der Kinder in dem jeweiligen Land."
Diesmal ist Tansania das Beispielland. "In Tansania sprechen sie Kisuaheli", hat Jakob gelernt. "Und statt 'Hallo' sagen sie dort 'Jambo'". Außerdem hat er erfahren, dass es in dem afrikanischen Land viel zu wenig Krankenhäuser, Ärzte und Medikamente gibt. "Deshalb bekommt ein Krankenhaus in Tansania von den Sternsingern einen ganz besonderen Krankenwagen geschenkt - einen Gelände-Krankenwagen." Besonders spannend war, dass im Film Willi Weitzel durch Tansania gereist ist. "Den kenn ich aus dem Ki.Ka. (Kinderkanal von ARD und ZDF), die Sendung 'Willi wills's wissen' ist cool."
Kinder auf dem symbolischen Weg nach Bethlehem
Solidarität mit armen Kindern seit 1959
Dass die Sternsinger als Könige verkleidet sind, erinnert an die biblische Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland, die dem neugeborenen Jesus Weihrauch, Myrrhe und Gold als Geschenke bringen. So wie diese Könige einst einem Stern folgten, um das Kind in der Krippe zu finden, folgen auch die kleinen Könige von heute einem Stern, den sie vor sich her tragen. In Deutschland wurde diese alte Tradition im Jahr 1959 wiederbelebt. Was klein anfing, ist heute die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder weltweit. Viele hundert Millionen Euro wurden gesammelt und zehntausende Projekte und Hilfsprogramme für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt. Besonders Bildung, Gesundheit, Ernährung und die Hilfe für Kinder mit Behinderungen stehen dabei immer wieder im Mittelpunkt.
Doch längst sind "Die Sternsinger" mehr als eine einmalige Aktion im Januar. Das Kindermissionswerk bietet ganzjährig Informationen und Materialien für Kindergärten, Schulen und Gemeinden, um Kinder auf weltweite Not aufmerksam zu machen und ihren eigenen Lebensstil zu hinterfragen. Junge Erwachsene haben die Möglichkeit, in einem Freiwilligenprogramm ein Jahr lang in einem der Projekte mitzuarbeiten, und auf der Homepage der Sternsinger gibt es viele Informationen zur Verwendung des Geldes und zur Situation in armen Ländern.
Forderungen an Politiker
Sternsinger besuchen jedes Jahr das Kanzleramt
Außerdem tragen die Sternsinger ihre Anliegen in die Politik: Jedes Jahr reist eine Gruppe aus jedem der 27 deutschen katholischen Bistümer nach Berlin, um den Segen Gottes ins Kanzleramt bringen, dort zu singen und Kinderrechte einzufordern. Bei der vergangenen Aktion zeigte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel beeindruckt von der "knackigen Botschaft" des königlichen Besuchs und schwärmte angesichts der glänzenden Gewänder und Sterne von einem "leuchtendem Beispiel" für den Einsatz für andere.
Im Januar 2013 sind wieder Sternsingerinnen und Sternsinger im Bundeskanzleramt - und diesmal ist Sara dabei. Die St. Elisabeth-Gemeinde hat beim Online-Sternsingerquiz mitgemacht und wurde für das Bistum Osnabrück ausgelost. "Das wird bestimmt aufregend", ist die 15-Jährige sicher. Und Paula (17), die ebenfalls mitfährt, ergänzt: "Die Fahrt geht über zwei Tage. Am Donnerstagabend ist Probe und am Freitag dann der Auftritt." Für die Jugendlichen wird das ein spannender Tag und auch ein Stück politische Bildung. Denn Sternsingen ist mehr als Folklore. Es ist praktischer Einsatz für die Rechte der Kinder in aller Welt.
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