HNA Oct. 16, 2015 16.10.15 - 12:41
212,5 Kilogramm pro Kopf in 2013
Deutsche produzieren so viel Verpackungsmüll wie nie
München
- Seit 2003 stieg die Pro-Kopf-Menge von 187,5 Kilogramm auf 212,5
Kilogramm im Jahr 2013. Es ist ein bedenkliches Allzeit-Hoch.
- Die Pizza aus dem Tiefkühlfach
- Der Coffee to go im Pappbecher und
- Die neue Hose vom Online-Versand
Die Deutschen produzieren so viel
Verpackungsmüll wie nie (as never before). Seit 2003 stieg die Pro-Kopf-Menge von 187,5
Kilogramm auf 212,5 Kilogramm im Jahr 2013.
Das geht aus der Antwort der
Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen.
Viel Papier und Karton
Die
gesamte Verpackungsmüllmenge stieg demnach binnen zehn Jahren von 15,5
Millionen auf 17,1 Millionen Tonnen pro Jahr. Den "mit Abstand" größten
Anteil an Verpackungsabfällen haben Papier und Kartons. Deren Menge nahm
binnen zehn Jahren um gut eine Million Tonnen zu, während zum Beispiel
der Glasabfall im selben Zeitraum um 372 Kilotonnen schrumpfte. [zunehmen = to gain]
Ein Grund: der boomende Internethandel (One reason is the booming Internet commerce)
Die
Gründe für die Zunahme sind nach Angaben der Bundesregierung
vielfältig: Der Boom beim Internethandel, der seine Waren in normierten,
oft zu großen Kartons verschicke, der häufigere Kauf von großen
Haushalts- und Unterhaltungsgeräten und die Zunahme von Importwaren, die
seltener in Mehrwegverpackungen angeboten würden.
Allein
die Verpackungen für Getränke, Nahrungsmittel und Haustierfutter machen
in Privathaushalten 2/3 (zwei drittel) der Verpackungen aus. Zum einen
konsumierten die Verbraucher einfach mehr, zum anderen habe die Zahl ( # ) der
Ein- und Zweipersonenhaushalte zugenommen. Diese kauften im Allgemeinen
kleinere Verpackungseinheiten, wodurch der Verpackungsverbrauch
insgesamt steige.
Trend zu abgepackten Fertigprodukten
Auch
geänderte Ess- und Trinkgewohnheiten schlagen sich in der Abfallmenge
nieder: Ein Beispiel für den gestiegenen Außerhausverzehr ist der
unterwegs getrunkene Coffee to go. Aber auch bei der
Lebensmittelzubereitung zuhause fallen dem Ministerium zufolge mehr
Verpackungen an: Dies liege am Trend zu Tiefkühlkost, Fertiggerichten,
Teilfertiggerichten und mikrowellengeeigneten Produkten oder kleineren,
vorportionierten Verpackungseinheiten. Diese Faktoren wirkten sich
"stark erhöhend" auf den Verpackungsverbrauch aus.
Weltweit vorbildliches Recycling
Beim
Müll von Privathaushalten erreiche Deutschland schon jetzt Recycling-
und Verwertungsraten, "die im weltweiten und im europäischen Vergleich
vorbildlich sind", erklärte das Umweltministerium. Ein verbindliches
Ziel, den Verpackungsmüll zu verringern, habe sich die Regierung nicht
gesetzt. Sie wolle vielmehr "noch stärkere Anreize" zur Verminderung des
Müllaufkommens und zum Recycling setzen.
So
sieht das geplante Wertstoffgesetz vor, dass Privathaushalte künftig
auch Produkte aus Kunststoff und Metall im gelben Sack oder in der
gelben Tonne sammeln können. Alte Kleiderbügel und ausrangiertes
Plastikspielzeug gehören dann zum Beispiel nicht mehr in den Restmüll.
Der Entwurf für das Wertstoffgesetz soll kommende Woche vorgelegt
werden. Außerdem will die Regierung den Verbrauch von
Plastiktragetaschen weiter senken, um Ressourcen zu schonen.
Abkehr von der Wegwerfkultur gefordert
Der
umweltpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Peter Maiwald,
forderte auf seiner Website eine Abkehr von der Wegwerfkultur. Die
Müllpolitik der Bundesregierung sei ein "Trauerspiel", sagte er der
Zeitung "Die Welt". Deutschland produziere insgesamt und je Einwohner
mit Abstand am meisten Verpackungsmüll in der gesamten Europäischen
Union, sagte er. "Auf diesen Meistertitel können wir nicht stolz sein."
Das Ministerium wies darauf hin, dass die Datenerfassung in Deutschland
sehr aufwendig und genau sei - eine wirkliche Vergleichbarkeit sei damit
nicht garantiert.
AFP
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