Saturday, January 31, 2015

Why learn German? So that you can read Rainer Maria Rilke in the original!

One's life will be much improved.
Often, the very first book of substance to appear on learned people's must-read lists is Rilke's 
Briefe an einen jungen Dichter (Letters to a young poet).

What is remarkable in this very slim volume (also available to download on the Internet) is what Rilke shares with a young military recruit, Franz Xaver Kappus, who, in 1903, has asked him for advice and criticism regarding his own lines of poetry.  The wisdom Rilke shares in a series of 10 letters over a number of years, isn't only for writers, but rather for everyone looking to find their best selves. 

Take a stab at Rilke's initial response, which is handwritten, in letter prose, but which, to aid comprehension, I punctuate by separate clauses and sentences  here (but the editor highlighted 2 sections of text as well, which I can't redo; also because of this formatting, the material between these 2 passages will be deleted, shortening it significantly):

Sehr geehrter Herr,

Ihr Brief hat mich erst vor einigen Tagen erreicht.                   (reached)
Ich will Ihnen danken für sein großes und liebes Vertrauen.   (trust; in confidence)
Ich kann kaum mehr.
Ich kann nicht auf die Art Ihrer Verse eingehen;
denn mir liegt jede kritische Absicht zu fern.                           (intent)
Mit nichts kann man ein Kunst-Werk so wenig berühren        (to move; touch)
als mit kritischen Worten:
es kommt dabei immer auf mehr oder minder glückliche Mißverständnisse heraus.
Die Dinge sind alle nicht so faßbar und sagbar,                    (comprehend and mention)
als man uns meistens glauben machen möchte;
die meisten Ereignisse                                                             (incidents; events)
sind unsagbar,                                                                         (beyond words)                            
vollziehen sich in einem Raume,                                            (are carried out ; happen)
den nie ein Wort betreten hat,                                                 (to tread; step)              
und unsagbarer als alle sind die Kunst-Werke,
geheimnisvolle Existenzen,
deren Leben neben dem unseren, das vergeht, dauert.

.....

Sie fragen, ob Ihre Verse gut sind.
Sie fragen mich. Sie haben vorher andere gefragt.
Sie senden sie an Zeitschriften.                              (subscription publications; magazines/journals)
Sie vergleichen sie mit anderen Gedichten,
und Sie beunruhigen sich,
wenn gewisse Redaktionen Ihre Versuche ablehnen.     (reject)
Nun (da Sie mir gestattet haben,                       (with your permission; respect)
Ihnen zu raten) bitte ich Sie,                             (to advise)
das alles aufzugeben.                                       (to give all this up)
Sie sehen nach außen,
und das vor allem dürften Sie jetzt nicht tun.
Niemand kann Ihnen raten und helfen, niemand.
Es gibt nur ein einziges Mittel.
Gehen Sie in sich.
Erforschen Sie den Grund, der Sie schreiben heißt;   (Discover)
prüfen Sie, ob er in der tiefsten Stelle Ihres Herzens
seine Wurzeln ausstreckt,                                   (the roots are spreading; reaching)
gestehen Sie sich ein, ob Sie sterben müßten,
wenn es Ihnen versagt würde zu schreiben.      (denied; not permitted)

Dieses vor allem:
fragen Sie sich in der stillsten Stunde Ihrer Nacht:
muß ich schreiben?
Graben Sie in sich nach einer tiefen Antwort.
Und wenn diese zustimmend lauten sollte,
wenn Sie mit einem starken und einfachen
 ich muß dieser ernsten Frage begegnen dürfen,
dann bauen Sie Ihr Leben nach dieser Notwendigkeit;
Ihr Leben bis hinein in seine gleichgültigste und geringste Stunde
muß ein Zeichen und Zeugnis werden diesem Drange.
Dann nähern Sie sich der Natur. Dann versuchen Sie,
wie ein erster Mensch, zu sagen, was Sie sehen und erleben und lieben und verlieren.




Schreiben Sie nicht Liebesgedichte; weichen Sie zuerst denjenigen Formen aus, die zu geläufig und gewöhnlich sind: sie sind die schwersten, denn es gehört eine große, ausgereifte Kraft dazu, Eigenes zu geben, wo sich gute und zum Teil glänzende Überlieferungen in Menge einstellen.



Ein Kunstwerk ist gut, wenn es aus Notwendigkeit entstand. In dieser Art seines Ursprungs liegt sein Urteil: es gibt kein anderes. Darum, sehr geehrter Herr, wußte ich Ihnen keinen Rat als diesen: in sich zu gehen und die Tiefen zu prüfen, in denen Ihr Leben entspringt; an seiner Quelle werden Sie die Antwort auf die Frage finden, ob Sie schaffen müssen.

Nehmen Sie sie, wie sie klingt, an, ohne daran zu deuten. 
Vielleicht erweist es sich, daß Sie berufen sind, Künstler zu sein. 
Dann nehmen Sie das Los auf sich, und tragen Sie es, 
seine Last und seine Größe, ohne je nach dem Lohne zu fragen, 
der von außen kommen könnte. 
Denn der Schaffende muß eine Welt für sich sein und alles in sich finden und in der Natur, 
an die er sich angeschlossen hat.
Vielleicht aber müssen Sie auch nach diesem Abstieg in sich und Ihr Einsames darauf verzichten, 

ein Dichter zu werden (es genügt, wie gesagt, zu fühlen, 
daß man, ohne zu schreiben, leben könnte, um es überhaupt nicht zu dürfen). 
Aber auch dann ist diese Einkehr, um die ich Sie bitte, nicht vergebens gewesen. 
Ihr Leben wird auf jeden Fall von da ab eigene Wege finden, 
und daß es gute, reiche und weite sein mögen, 
das wünsche ich Ihnen mehr, als ich sagen kann. 

Was soll ich Ihnen noch sagen? 

Mir scheint alles betont nach seinem Recht; 
und schließlich wollte ich Ihnen ja auch nur raten, 
still und ernst durch Ihre Entwicklung durchzuwachsen; 
Sie können sie gar nicht heftiger stören, 
als wenn Sie nach außen sehen und von außen Antwort erwarten auf Fragen, 
die nur Ihr innerstes Gefühl in Ihrer leisesten Stunde vielleicht beantworten kann. 

Es war mir eine Freude, 

in Ihrem Schreiben den Namen des Herrn Professor Horacek zu finden; 
ich bewahre diesem liebenswürdigen Gelehrten eine große Verehrung 
und eine durch die Jahre dauernde Dankbarkeit. 
Wollen Sie ihm, bitte, von dieser meiner Empfindung sagen; 
es ist sehr gütig, daß er meiner noch gedenkt, 
und ich weiß es zu schätzen. 

Die Verse, welche Sie mir freundlich vertrauen kamen, 

gebe ich Ihnen gleichzeitig wieder zurück. 
Und ich danke Ihnen nochmals für die Größe und Herzlichkeit Ihres Vertrauens, 
dessen ich mich durch diese aufrichtige, 
nach bestem Wissen gegebene Antwort ein wenig würdiger zu machen suchte, 
als ich es, als ein Fremder, wirklich bin. 

Mit aller Ergebenheit und Teilnahme:

Rainer Maria Rilke

That was 60% of the 1st letter. 
Here are 2 sentences from Rilke's final (10th) letter. 
A distinct theme of Rilke's is die Stille, or the silence.  
Ok.  That doesn't sound exciting, I know.   But Rilke's point is that it's what one does with the silence in life that builds and helps to determine your true self.  Nature is meant to play a big role in your life, and will help connect you to your past.  

See how you interpret these two sentences :

Die Stille muß immens sein,                             (b
in der solche Geräusche und Bewegungen Raum haben, 
und wenn man denkt, 
daß zu allem noch des entferntesten Meeres 
     Gegenwart hinzukommt und mittönt, 
vielleicht als der innerste Ton in dieser vorhistorischen Harmonie, 
so kann man Ihnen nur wünschen, 
daß Sie vertrauensvoll und geduldig die großartige Einsamkeit an sich arbeiten lassen, 
die nicht mehr aus Ihrem Leben wird zu streichen sein; 
die in allem, was Ihnen zu erleben und zu tun bevorsteht, 
als ein anonymer Einfluß fortgesetzt und leise entscheidend wirken wird, 
etwa wie in uns Blut von Vorfahren sich unablässig bewegt 
und sich mit unserm eigenen zu dem Einzigen, 
nicht Wiederholbaren zusammensetzt, 
das wir an jeder Wendung unseres Lebens sind. 

Ja: ich freue mich, daß Sie diese feste, 
sagbare Existenz mit sich haben, 
diesen Titel, diese Uniform, diesen Dienst, 
alles dieses Greifbare und Beschränkte, 
das in solchen Umgebungen mit einer gleich isolierten nicht zahlreichen Mannschaft 
Ernst und Notwendigkeit annimmt, 
über das Spielerische und Zeithinbringende des militärischen Berufs hinaus 
eine wachsame Verwendung bedeutet 
und eine selbständige Aufmerksamkeit nicht nur zuläßt, 
sondern geradezu erzieht.  

No comments:

Post a Comment