Heilbronn (dpo) - Es gab offensichtlich auch Zeiten vor Xing, Facebook und Pinterest:
Bei einer Wohnungsauflösung in Heilbronn ist Historikern jetzt ein gut erhaltener Account eines sozialen Netzwerks aus den späten 90er-Jahren in die Hände gefallen. Zur Zeit werten sie gemeinsam mit Social-Media-Experten das aus Papier, Leder und Metall bestehende Profil aus.
"Die User des 20. Jahrhunderts nannten die Accounts dieses tragbaren und dezentral organisierten sozialen Netzwerks 'Adressbuch'", so Dr. Wilmeroth von der Hochschule Heilbronn.
"Freunde, Geschäftspartner und Familienmitglieder wurden manuell mit einem 'Stift', einer Art iPad-Stylus auf Tintenbasis, eingetragen."
Statusaktualisierung in den 90ern |
Auch eine Chatfunktion war bereits integriert: Einzelnen Kontakten zugeordnete Zahlen- und Buchstabencodes ermöglichten es, über ein zusätzliches Gerät skypeähnliche Telefonchats einzurichten oder die Kontakte sogar persönlich aufzusuchen.
Statt Farmville oder The Sims Social konnten primitive Spiele wie Tic Tac Toe oder Schiffe versenken gespielt werden. Diese kosteten jedoch viel Speicherplatz, da Spielstände nicht ohne weiteres gelöscht werden konnten.
Eine Frage konnten die Wissenschaftler bisher allerdings nicht klären: "Wir können nicht nachvollziehen, wie es dem Anbieter dieses 'Adressbuches' - in diesem Fall der Firma Herlitz - gelungen sein soll, die eingetragenen Daten der User zu sammeln, auszuwerten und anschließend mithilfe von personalisierter Werbung oder der Weitergabe an Dritte Milliarden zu verdienen", so Wilmeroth nachdenklich.
ssi; Foto oben: Michail, CC BY-SA 3.0, Foto rechts: © mninni - Fotolia.com
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